Die Geburts- und Veröffentlichungsjahre der Risale-i Nur

Barla, die Geburtsstätte der Risale-i Nur (1926 – 1934)
Die Zeit, in der diese Werke geschrieben wurden, war eine Zeit, in der der Glaube komplett aus dem gesellschaftlichen Leben verbannt werden sollte. Die unter solchen Umständen verfassten Abhandlungen wurden heimlich von den Schülern
Nursis handschriftlich vervielfältigt und wiederum von Hand zu Hand weitergegeben.

Die in privaten Häusern heimlich geschriebenen Abhandlungen gelangten durch so genannte „Boten des Lichts“ in die entferntesten Winkel des Landes. So wurde der einsame und völlig entlegene Ort Barla zum Zentrum eines Glaubensdienstes, das seine Tore in die Weiten des Landes öffnete.
Drei Viertel des Gesamtwerks wurden hier abgefasst.

Hier, unter einer Handvoll Helden, die Nursi „die Treuen von Barla“ nannte, habe er „die glücklichsten Tage seines Lebens“ verbracht, obwohl jeder dieser Tage mit Leid und Sorgen verbunden war. Doch auf diesem mühseligen Pfad wurde der Weg für die Glaubenswahrheiten geebnet, welches Millionen das Tor zum ewigen Glück öffnete.

 

Die Tage in Isparta (1935)
Nach seinem Aufenthalt in Barla bis 1934 verbannte man Bediüzzaman Said Nursi nach Isparta. Auch hier stand er unter strenger Überwachung. Nichtsdestotrotz
wurden die Werke weiterhin heimlich abgefasst, kopiert, abgeschrieben und unauffällig weitergegeben.

Die „Abhandlungen über die Wahrhaftigkeit“, „Heilmittel für Kranke“, „Tröstungen für Alte“, „Abhandlung über die Genügsamkeit“ sowie „die Abhandlung über die Bedeckung der Frau im Islam“ wurden hier abgefasst.

Gefängnis in Eskişehir (1935 – 1936)
Die Schüler der Risale-i Nur wurden erstmals während des Aufenthalts Nursis in Isparta festgenommen. Jeder, der ihm einen Besuch abstattete und einen Kontakt zu ihm pflegte, wurde ausnahmslos verhaftet. Auch aus den benachbarten Provinzen wurden einige festgenommen. Bediüzzaman wurde zusammen mit 120 seiner Schüler in das Gefängnis von Eskişehir geschickt.
Während ihren Verhaftungen – man holte sie aus ihrem Zuhause oder Arbeitsplatz – dachten alle: “die kommen nie wieder zurück“ und im Gefängnis von Eskişehir kursierte die Nachricht von „jenen, welche die Todesstrafe erwarten“. Unter der Androhung der Hinrichtung wurden Verhandlungen geführt und schließlich wurde Nursi zu 11 Monaten, 15 seiner Schüler zu je 6 Monaten Haft verurteilt, der Rest wurde freigelassen. “Der Zweite Lichtstrahl“ sowie “der Dreißigste Lichtblitz“ aus dem Gesamtwerk Risale-i Nur wurden hier während des Gefängnisaufenthaltes abgefasst. Indessen ging das Abschreiben und Verteilen der Schriften auch außerhalb des Gefängnisses unaufhaltsam weiter. Tag und Nacht wurde unermüdlich geschrieben, um die Geistesnahrung allen “Bedürftigen“ zukommen zu lassen.

Die Jahre in Kastamonu (1936 – 1943) / Jahre im Exil
Gleich nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis in Eskişehir wurde Nursi ins innere Exil nach Kastamonu geschickt. Hier wurde er gezwungen, zuerst im Gebäude des Polizeireviers und anschließend in einer direkt diesem gegenüber liegenden Wohnung zu verweilen.

Hier stand er ständig unter strenger Überwachung und auch diejenigen, die den Kontakt zu ihm suchten, sollten durch Androhungen und Folter eingeschüchtert werden. Und dennoch verbreitete sich die Risale-i Nur in Anatolien zügig weiter. Hier wurden die Abhandlungen “Das Höchste Zeichen“ und “Münacat“ (Bittgebet) verfasst. In dieser Zeit wurde die Risale-i Nur durch einen Hektographen, das Nursi einen „Schreiberling mit 1000 Schreibfedern“ nannte, tausendfach reproduziert.

Das Gefängnis in Denizli / Der Freispruch Nursis und seiner Schüler
Auch seinem Aufenthalt in Kastamonu setzte man mit seiner Verhaftung ein Ende. 1943, im Monat Ramadan, wurde Nursi zusammen mit 126 Schülern, die man aus verschiedenen Provinzen zusammenführte, in die Heuwagen eines Zuges gesteckt und nach Denizli deportiert. 73 von ihnen wurden verhaftet und zusammen mit Nursi ins Gefängnis von Denizli gebracht.

Das Gefängnis in Denizli wurde für die Schüler der Risale-i Nur eine Schule und zugleich die Basis für ihr weiteres Engagement hinsichtlich der Verbreitung dieser Werke. Während die Verhandlungen Monate andauerten, kursierten zwischen den Gefängniszellen viele Lichtabhandlungen und Briefe in Streichholzschachteln umher und gelangten von dort aus in das ganze Land.

Die Gerichtsverhandlung ging mit einem einstimmigen Freispruch zu Ende und die damals fast „Hingerichteten“, die man zuvor von ihren Häusern abführte, kehrten nun als Helden eines wahren Epos zurück. Sie widmeten sich wieder dem Dienst am Glauben. Die darauffolgenden Jahre waren gekennzeichnet durch ein Leben im inneren Exil und Unterdrückung.

Originalhandschrift (Osmanisch)

Dann folgte ein Gefängnisaufenthalt in Afyon, dass jedoch die zuvor durchgemachte Haft in den Schatten stellte. Jedes Gefängnis- und Exilleben war der Beginn von neuen Werken mit neuen Helden. Weitere Unterdrückungen und Verfolgungen folgten, bis Nursi sich schließlich im Monat Ramadan 1960 von diesem Leben verabschiedete und sein „Opus magnum“, die Risale-i Nur, hinterließ. Ein meisterhaftes Lebenswerk, das Millionen von Menschen faszinierte und in seinen Bann zog. Menschen, die sich mit Leib und Seele diesem widmeten und sich zu einer ganz besonderen Gesellschaft formten.